Die Nachricht schlug am Freitagmittag ein wie eine Bombe: Nach aktuellem Stand steigt der ehemalige Bundesligist in die Oberliga ab - egal, ob die Mannschaft von Trainer Farat Toku die vierte Liga sportlich halten kann oder nicht. Ebenfalls keine Lizenz erhalten der KFC Uerdingen sowie die beiden Oberliga-Bewerber 1. FC Bocholt und Westfalia Rhynern.
Die große Frage im Lager der SGW lautet nun: Was ist beim Lizenzantrag schiefgegangen? Der eherenamtliche 09-Geschäftsführer Gerd Abstins verwies an den Vorstand. Der 1. Vorsitzende Frank Kolberg war am Freitag jedoch nicht erreichbar. Gabi Vit, 2. Vorsitzende der Sportgemeinschaft, konnte auf RS-Nachfrage ebenfalls noch kein Licht ins Dunkel bringen. "Wir müssen zuerst die Urteilsbegründung abwarten. Dann werden wir uns im Vorstand über das weitere Vorgehen abstimmen. Noch ist der Bescheid ja auch nicht rechtskräftig." Eine in diesen Minuten veröffentlichte Pressemitteilung hat den gleichen Inhalt.
Die Infrastruktur ist bei 09 das geringste Problem
Fest steht: An den technisch-organisatorischen Voraussetzungen kann eine Wattenscheider Bewerbung eigentlich nicht gescheitert sein. Die Infrastruktur ist eigentlich das geringste Problem des Vereins. Scheitert der Antrag also an einer Personalie? Punkt 7.1. der "Anlage 1 zu den Richtlinien für das allgemeine Zulassungsverfahren" besagt: "Der Trainer der Regionalliga West Mannschaft muss mindestens im Besitz der Trainer A-Lizenz sein." Das ist Farat Toku nicht, deshalb fungiert bei der SGW aber auch Olaf Gaedigk offiziell als Trainer. Außerdem ist die Trainerfrage für die kommenden Spielzeit abschließend noch nicht geklärt.
Ein anderer theoretischer Knackpunkt: die erforderliche Bürgschaft von 35.000 Euro. Zwar hatte die Sparkasse Bochum, die diese in den Vorjahren übernommen hatte, dies in diesem Frühjahr nicht getan - doch konnte diese Hürde genommen werden: Familie Vit - Franco Vit wurde auf der letzten Jahreshauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt - übernahm die Bürgschaft.
Blieben als weitere Stolpersteine noch formelle Fehler - oder eventuell noch offene Forderungen des Verbandes an den Verein, weil Abgaben nicht fristgerecht gezahlt wurden. Das alles fällt vorerst aber in den Bereich der Spekulation.
Wie reagiert die Mannschaft?
Noch ist das letzte Wort ja auch nicht gesprochen: Zehn Tage lang hat der Verein Zeit, um Beschwerde gegen den Bescheid einzulegen. Solange bleibt aus Sicht der Wattenscheider nur zu hoffen, dass sich die Mannschaft von der Hiobsbotschaft nicht verunsichern lässt. "Der Zeitpunkt ist natürlich kritisch", sagt Vit, "ich hoffe aber, dass die Jungs am Sonntag gegen Köln eine Trotzreaktion zeigen. Nach dem Motto: Jetzt erst recht!"
Wenn nicht, dann könnten sämtliche Bemühungen, die Bewerbungsmängel zu beheben für die Katz gewesen sein - schließlich steht 09 ja auch sportlich auf der Kippe...